Olivier Messiaen "Le Merle Noir" für Flöte und Klavier - eine Werkbetrachtung

Am 27. April 1992 starb Olivier Messiaen im Alter von 84 Jahren in einem Pariser Krankenhaus. Eine Woche später unterrichtete der Flötist Aurèle Nicolet im Rahmen eines Meisterkurses an der Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe „Le Merle Noir“ für Flöte und Klavier – eine Hommage an Messiaen; naturgemäß standen flötistische Probleme im Vordergrund. Die Persönlichkeit Messiaens, seine Tonsprache, sein Gesamtschaffen konnten nur kurz angerissen werden. Viele Fragen blieben daher offen.

Olivier Messiaen, der Komponist großdimensionierter Orchesterwerke, Klavier- und Orgelzyklen, zählt zu den herausragenden Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts und war zugleich richtungsweisender Pädagoge für ganze Komponistengenerationen. Welche Bedeutung nimmt da ein vergleichsweise kurzes Werk wie „Le Merle Noir“ im Gesamtschaffen dieses äußerst progressiven Komponisten ein? Welches musikalische Material verwendet er? Lassen sich wesentliche Merkmale seiner kraftvoll-farbigen Musiksprache feststellen? Oder ist es vielmehr nur ein Werk zweiter Ordnung, eine unbedeutende, schnell verfasste Gelegenheitskomposition? Verweist aber nicht gerade der ornithologische Titel auf die faszinierende Beziehung Messiaens zu den Vogelstimmen?

Darüber hinaus entsteht „Le Merle Noir“ in einer Zeit der Neuorientierung, einer biografisch wie kompositorisch entscheidenden Phase. Dieser Umstand führt zu einer bestimmten Struktur des vorliegenden Buches: „Le Merle Noir“ wird sowohl unter dem Aspekt der bis zu der Zeit der Krise entwickelten Tonsprache als auch im Hinblick auf die Neuerungen des „style oiseau“ untersucht.

Mit „Le Merle Noir“ liegt der besondere Fall vor, dass sich – mittels einer intensiven Analyse – dieses Werk und das Gesamtschaffen eines der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts wechselseitig erhellen.

Die zweibändige Ausgabe ist unter folgendem link erhältlich. EDITION